Frisch zurück aus der Mitternachtspremiere. Puh, schwer zu bewerten.
Auf der einen Seite versteht es JJ Abrams wie wahrscheinlich kein Regisseur, eine heiße Kartoffel (aka Kultfranchise, wo man eigentlich nur alles falsch machen kann, wenn man da einen neuen Film produzieren soll) aufzunehmen und sie absolut stilecht, glaubwürdig und begeisternswert fortzuführen. Auf der anderen Seite allerdings macht sein Faible für einen MacGuffin und manchmal doch nicht komplett bis zu Ende durchdachte Handlungen auch wieder etwas kaputt.
Und genau so bin ich nun auch aus dem Kino gepurzelt. Ja, Star Wars im Kino. Mit Star Wars Feeling. Keine Lensflare! Sehr dezent eingesetzte Digitaltechnik, viel im alten Stil (keine CGI-Monsterraumschiffe die unglaubwürdig sind, fast alles sind Puppen, toll). Gut, die schon mit Star Trek 12 eingeführte 3D-Konvertierung kann man sich mal wieder schenken, sie ist einfach eher anstrengend - wobei zugegeben, die eine Einstellung, wo der Sternenzerstörer zu 100% ins Publikum ragt, war cool . Aber das wars dann auch schon mit der Freude für die 3D-Masche.
Es ist schön, wieder den alten Cast zu sehen, auch wenn der eher nur als Bindeglied fungiert und den Weg einem neuen jungen Cast ebnet. Aber da fängt es dann schon an. Das Mädel Rey (Daisy Ridley) passt sehr gut als die toughe Schrottsammlerin. Finn (John Boyega) fällt dagegen dann schon stark ab. Aber Kylo Ren (Adam Driver) geht für mich gar nicht. Ob man die neuen Vader-kompatible Maske nun furchterregend genug findet oder nicht, ist Geschmackssache - aber wenn er den Helm abnimmt, denkt man nur noch: Oh mein Gott, wer hat denn Snape Junior hier reingelassen? Mit dem Milchgesicht war dann ruckzuck der Schrecken des Bösen verflogen. Das ist wie bei "Der Fluch von Darkness Falls" mit der Zahnfee - bis man die sieht, übt die einen Mordsschrecken aus - aber kaum ist die einmal im Bild, gruselt es einen nicht mehr. Manchmal ist weniger mehr...
Zur Story möchte ich nichts öffentlich sagen. Es ist schwer genug, Spoilern aus dem Weg zu gehen. Aber nur soviel: die Gags sind nett, die Story irgendwie "bekannt" - der Erzählstil ist natürlich gefällig... aber irgendwie fehlt doch etwas. Es zieht sich zu sehr.
Ich quäle mich zu 8/10 - auf der einen Seite ist das ein technisch perfekter SciFi-Streifen, der das Star Wars Erbe so gut wie möglich antritt, auf der anderen Seite hätte ich mir vielleicht doch mehr Story gewünscht.
Eine Info schenke ich euch aber noch: es kommt NIX mitten im / nach dem Abspann...
Spoiler:
- Der Film ist eigentlich ein 1:1 Remake von Episode IV, mit anderen Charakteren und Details, aber letztlich bleibt es genau das gleiche
- So schön die beiden neuen Hauptcharaktere mit unendlich Zeit eingeführt werden, so hektisch und daher unglaubwürdig wird es zum Ende hin... man spaziert in den neuen Super-Todesstern ("star killer") rein, keine Sau ist da, vielleicht 10-20 schießwütige Sturmtruppen... sobald es der Twist hergibt, fühlt Kylo seinen werten Papa, nicht aber den neuen Stern am Jedihimmel
- Mark Hamill hat einen Auftritt von unter 30 Sekunden am Abspann
- Das Imperium baut einen ganzen Planeten-Todesstern und keiner merkt es
- Selbstredend hat das Ding trotz dessen, dass es offensichtlich über nahezu unendlich Energie verfügt, mal wieder die üblichen "bitte hier kaputt machen" Stellen - scheint wohl der gleiche Architekt gewesen zu sein
- Das spielt nun paar Jahrzehnte nach Episode VI - und alle sehen schön älter aus, aber irgendwie scheint der kapitale Sieg über das Imperium inkl. Tod des Imperators nicht viel geändert zu haben... wir haben zwar eine "Republik", aber dennoch gib es Rebellen und das Imperium unter neuer Flagge
- Schön, dass so ein Tageszyklus genau dem Laden der Kanone entspricht - so kann man dramaturgisch erklären, dass die Wumme ballern kann, sobald es dunkel wird...
uvm.
Gruß,
Quentin
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