Frisch aus der Männerfilm-Vorpremiere. Michael Mann versucht sich mal an einem Neuzeit-Hacker-Katastrophenfilm - mit Chris "Thor" Hemsworth, denn die weltbesten Hacker sehen ja grundsätzlich aus wie Adonis aus dem Fitness-Studio .
BUMM - da ging das Atomkraftwerk hoch in China. Ist aber nicht schlimm. Man evakuiert 10 km Radius und alles ist fein. BUMM - da explodieren die Aktienverkäufe an der Börse für Soja und es ist die Hölle los. Die eigens dafür eingesetzte Ermittlungskommission besteht natürlich gleich brüderlich vereint aus Amis und Chinesen - und man ist sich nach erster Sichtung der Lage klar: wir brauchen den Superhacker Hemsworth, der im Knast sitzt. Und los geht die lustige Hacker-Hatz.
Mei, was hat sich Michael Mann nur dabei gedacht. Nach Filmen wie Collateral hatte man ja künstlerisch Wertvolles erwartet, vermutlich auch gut recherchiertes. Und dann so ein neuzeitlich aktuelles Thema wie Hacken. Gleich der Einstieg mit dem Atomkraftwerk erinnert nur zu gut an Stuxnet. Sollte das etwa der erste Hackerfilm werden, wo man denkt "mjoa, so sieht die Realität aus"? Weit gefehlt... während Mann sich da am Anfang mit den 2 "Angriffen" optisch überschlägt, indem er Pseudo-Elektronenraster-Aufnahmen von irgendwelchen Chips und simulierten Bits als kleine Lichtpunkte auf die Leinwand wirft (und dabei so selbstverliebt diese bis ins Unendliche streckt, dass man schon genervt wegschaut), nimmt der Blödsinn exponentiell zu. Wer also im IT-Umfeld arbeitet, sollte ein Kino mit weichen Armlehnen aufsuchen, man wird ständig versuchen, die Stirn da draufzuschlagen.
Also warum muss man den Superhacker holen? Die Begründung ist relativ schwachsinnig - die einzig richtige wäre gewesen: "weil wir nix können, der aber schon". Ok. Aber danach wird es nur noch hanebüchener. Festplatte halb hin und die Daten unwiederbringlich futsch? Kein Thema, das können die mit nem Supercomputer restaurieren. Wir wollen nicht getraced werden? Kein Thema, einfach Telefonnummer hinterlassen und um einen Rückruf bitten.
Es ist einfach schade, dass man dermaßen mit Pseudorealismus um sich wirft und nach Anerkennung schreit und es dann so kaputt macht.
Die Story an und für sich ist ja zumindest größtenteils interessant. Das Ende entsprechend dem Technogebabbel ebenfalls recht hanebüchen.
Die optischen Einstellungen sind Mann-typisch sehr interessant und gut, schade hingegen ist, dass er viel auf Actionkamera und Bewegung setzt und das stellenweise den Zuschauer schon seekrank macht. Also auch wiederum kein Film für die 1. Sitzreihe im Kino.
Die Bewertung ist schwer. Zum einen ist die Story grundsätzlich interessant und die Präsentation ziemlich gut. Zum anderen knabbert jede Schwachsinnigkeit immer mehr an der Laune des Zuschauers, bis man dann spätestens in der letzten halben Stunde nur noch mit dem Sitz-Nachbarn über jede Szene lacht und diese kommentiert. Auch wenn sich der Film nicht nach 133 Minuten anfühlte, so ist dies dann doch eine deutliche Abwertung.
Ich gebe noch sehr großzügige 6/10
Gruß,
Quentin
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