... bzw.: Birdman or (The Unexpected Virtue of Ignorance)
Gestern ging's in die OV von "Birdman". Die Zusammenfassung: Ex-Hollywoodstar Riggan Thompson hat vor vielen Jahren mal im "Birdman"-Superheldenfranchise die Hauptrolle gespielt, hat inzwischen etwas gelitten und will jetzt nochmal mit einem selbstgeschriebenen Stück am Broadway durchstarten. Dumm, dass sich ein Darsteller kurz vor der Premiere verletzt. Gut, dass Mike Zeit hat, denn der ist ein anerkannter Theaterschauspieler. Gleichzeitig hat Riggan aber auch noch mit seiner Tochter, seiner Ex-Frau, seiner Freundin und seiner alten Karriere zu kämpfen...
Und das alles ist in einem phantastischen Film verpackt. Die Geschichte hat, anders als der Trailer suggeriert, nicht ansatzweise etwas mit einem Comic-Actioner zu tun, nimmt den aktuellen Trend in Hollywood aber nebenbei ordentlich auf's Korn; schon allein die Tatsache, dass ausgerechnet Michael Keaton die Hauptrolle spielt, der "Birdman" zufälligerweise das letzt mal vor 20 Jahren gespielt hat. Um ihn geht es und um seine Haderei mit Familie und Ex-Karriere. Der Film entwickelt sich also stark in Richtung Drama, hat allerdings vor allem durch Edwar Nortons Charakter Mike und Zach Galifianakis als Riggans ManagerJürgen KloppJake eine ordentliche Portion Humor in petto. Insgesamt kommt da also eine veritable Dramödie ( ) heraus, die schon in Richtung Kammerspiel geht, denn bis auf wenige Außenaufnahmen (ich frage mich, wie sie die Szenen auf dem Times Square gefilmt haben), spielt das ganze fast ausschließlich in dem Theater, wo die große Aufführung stattfinden soll.
Inszinatorisch ist "Birdman" der beste Film seit langer Zeit. Es gibt endlos lange Shots ohne sichtbare Schnitte, teilweise höchst surreale Szenen und der Score besteht aus einem Schlagzeug, dass mal schnell, mal gemächlich getrommelt wird und quer über alle Lautsprecher huscht. Überhaupt, Sourround: Ganze Dialoge, Uhrgetickere, Publikum, all das kommt gerne auch mal komplett von hinten. Da würde es mich wundern, wenn "Birdman" in den akkustischen OSCAR-Kategorien nicht abräumen sollte.
Insgesamt hat mir "Birdman" extrem gut gefallen, er wird dank des Humors von seinem Drama nicht erdrückt, die Ideen sind super und die Bilder sind das Beste, was seit langer Zeit über die Leinwand flimmerte. Inhaltlich bekommt man "Watchmen"... ohne das Superheldenzeug und mit noch mehr Charakterdrama.
Von mir gibt's 9.5/10 sexy Schlüpper.
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