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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Artikel: Michael Clayton (R: Tony Gilroy, D: George Clooney)



Usul
12.03.2011, 00:31
B0013SO5Q8
Regie: Tony Gilroy
Darsteller: George Clooney, Tilda Swinton, Tom Wilkinson, Sydney Pollack et al.
VÖ-Jahr: 2007

IMDB (http://www.imdb.com/title/tt0465538/) - OFDB (http://www.ofdb.de/film/114536,Michael-Clayton)

Trailer:

http://www.youtube.com/watch?v=VuFW5UcUdHI


Filmkritik:

Michael Clayton (George Clooney) arbeitet als "Saubermacher" für eine erfolgreiche Anwaltskanzlei. Am Anfang des Films bekommt er einen einfachen Auftrag - er soll einem fahrerflüchtigen Klienten behilflich sein, aus der Sache herauszukommen. Das wird recht schnell erledigt, daraufhin rast er in seinem Mercedes durch die Morgendämmerung, als er auf einer Weide ein paar Pferde sieht... er steigt aus, um sie sich anzusehen - auf eine traurige Art und Weise, die man sich da noch nicht erklären kann. Was für ein Glück er dabei hat - denn wenige Minuten später fliegt sein Auto dank einer Sprengladung in die Luft!

Schnitt - vier Tage zuvor. Clayton wird von seinem Chef (Regie-Altmeister Sydney Pollack) auf seinen Kollegen Arthur Edens (Tom Wilkinson, oscar-nominiert) angesetzt. Dieser ist ein begnadeter Anwalt und momentan mit der Verteidigung eines großen Lebensmittelkonzerns betraut, ein milliardenschweres Verfahren, von dessen erfolgreichem Ende auch eine lukrative Fusion der Anwaltskanzlei mit einer anderen Kanzlei abhängt. Eigentlich eine einfache Angelegenheit - wenn, ja wenn Arthur Edens sich nicht wie ein Verrückter aufführen würde. Bei einer Anhörung von Zeugen legt er einen Strip hin und tanzt auf dem Tisch, was per Kamera festgehalten wird. Danach geht es noch wilder weiter... als ob das nicht genug wäre, scheint er auch die Seiten wechseln und die Anklage gegen den Lebensmittelkonzern antreiben zu wollen.
Wie gesagt, Clayton wird beauftragt, die Sache wieder in Ordnung zu bringen, seinen alten Freund zur Raison zu bringen und das Verfahren und damit die Milliarden zu retten. Parallel dazu fühlt sich die Assistentin des Lebensmittelkonzerbosses - gespielt von Tilda Swinton, oscar-prämiert - ebenfalls gezwungen, ihre eigenen Maßnahmen zu ergreifen, um ihre Firma vor einer Blamage zu bewahren.

"Michael Clayton" ist ein überaus konventioneller (bei mir: im positiven Sinne) Film und erinnert in seinem Erzähltempo und der Charakterzeichnung an Filme aus den 70ern. Eine häufige Kritik am Film dabei lautet, daß die Story nicht gerade vom Hocker reißt, daß man solcherlei Geschichte um bösen Konzernen und dunklen Geheimnissen um sie schon oft und manches Mal auch deutlich besser gesehen hat. Das stimmt. Die Story wird nur langsam weiter entwickelt, es gibt keine großen Überraschungen, man kann sich schon recht bald ein Bild über die Verstrickungen machen und dann dem Ende des Films entgegenfiebern.

Der Reiz auch dieses Films geht jedoch meiner Meinung nach von den Darstellern aus.
Tilda Swinton als die nervöse, kühle Karrierefrau, die sich immer wieder beweisen muß und auf keine Fall einen Fehler machen will, ist überzeugend und hat einigermaßen überraschend, aber nicht zu unrecht den Oscar als beste Nebendarstellerin gewonnen.
Tom Wilkinson als Superanwalt, der zwar reichlich spät, aber dafür umso eindrucksvoller sein Gewissen findet und diesem mit einem Hauch von Wahnsinn folgt, ist oberflächlich gesehen zwar eine schwierige Rolle, dürfte für aber einen solch erfahrenen Schauspieler wie Wilkinson kein allzu großes Problem darstellen. Es ist, so denke ich, eine dankbare Rolle - denn diese leicht irren Charaktere sind mit etwas Talent leichter zu spielen, als total verschlossene oder ganz durchschnittliche Personen. Nichtsdestotrotz macht Wilkinson seine Sache wenig überraschend sehr gut.

Und schließlich George Clooney, der für diese Rolle zum dritten Mal insgesamt und zum ersten Mal als bester Darsteller für den Oscar nominiert wurde. Wenn man bedenkt, daß der Film mehr oder weniger auf der Figur des Michael Clayton und damit auf der Leistung von G. Clooney aufbaut, muß er diese Aufgabe ja recht gut erfüllt haben, wenn er dafür auch noch für den Oscar nominiert wurde. Und ja, das hat er in der Tat. Die Figur des Michael Clayton wird dabei glücklicherweise nicht nur als disziplinierter Saubermacher-Anwalt der Kanzlei dargestellt, sondern auch mit anderen Facetten - z.B. als bemühter, aber nicht wirklich überzeugender Vater... oder als leicht verzweifelnder Bruder. Immer wenn er alleine seinen Job macht, ist Michael Clayton durch und durch Profi und top, aber im Zusammenspiel mit anderen Menschen merkt man, daß auch er gewisse Schwächen hat. Sehr deutlich wird auch, daß Clayton eigentlich nicht wirklich zufrieden ist mit seiner Rolle in der Kanzlei... lieber wäre er normaler Anwalt im Gerichtssaal und nicht der zwielichtige Mann für alles. G. Clooney schafft es, diese kleine Zerrissenheit des Charakters beinahe unprätentiös wiederzugeben. Sein Minenspiel und seine Leinwandpräsenz sind beeindruckend und er trägt in der Tat den Film - zumindest meiner Meinung nach.

In dem Zusammenhang sollte eine weitere Kritik erwähnt werden, die man so liest: Über die Vergangenheit von Michael Clayton würde nicht viel verraten werden... seine dunkle Vergangenheit, die nicht ganz so legalen Aktionen, mit denen er seinen guten Ruf in der Branche aufgebaut hat, würden nicht thematisiert. Das ist richtig. Aber kann keine ernst gemeinte Kritik sein. Was hätten sie machen sollen? Immer wieder mal Dialogfetzen wie "Weißt du noch Michael, wie du vor 5 Jahren diesem Mann die Beine hast brechen lassen?" Nein, ich finde es gut, wie die Charaktere ohne sehr viel Hintergrund eingeführt werden. Man muß ja nicht alles wissen.

Vom Handwerklichen her muß sich der Film ebenfalls nicht viel gefallen lassen... wenn man sich nicht unbedingt auf die genannten Kritikpunkte versteifen möchte. Die Regiearbeit überzeugt, der Film trägt eine eindeutige, teils düstere, teil beklemmende, teils triste Handschrift, die Kameraführung ist unauffällig und gut, die musikalische Untermalung passend zur aufgebauten Atmosphäre.

Alles in allem ein durchaus konventioneller, behäbiger Thriller, der weniger Wert auf die Story legt - die in anderen Filmen sicher besser erzählt wird - sondern durch seine gefällige Inszenierung und seine guten Schauspieler überzeugt. Kein überragendes Werk, aber mir hat er durchaus gefallen - aber ich bin auch ein überzeugter Clooney-Fan. :)
Note: 8/10.