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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Ersteindruck: Moneyball - Die Kunst zu gewinnen



gibber
10.02.2012, 18:05
Nach Beendigung seiner aktiven Spielerlaufbahn wird Billy Beane der neue General Manager des Baseballteams Oakland Athletics, kurz: Oakland A’s. Ehrgeizig und hochmotiviert tritt er seine neue Stelle an, muss jedoch bald feststellen, dass sein Team vollkommen unterfinanziert ist und die besten Spieler zu reicheren Vereinen gewechselt sind.
Überzeugt von der Idee, dass man ein Team auch ohne ein riesiges Budget zum Erfolg führen kann, und weil ihm ohnehin nichts anderes übrig bleibt, beginnt Beane, die traditionellen Strukturen des Baseball-Sports auf den Kopf zu stellen: Er orientiert sich an den bislang vernachlässigten Theorien von Bill James und engagiert den Yale-Absolventen Peter Brand. Anstatt auf die gängigen Bewertungsschemata zurückzugreifen, nutzen Beane und der junge Wirtschaftswissenschaftler Computer-Statistiken, um ein völlig neues Team aufzustellen: Sie entscheiden sich für Spieler, die eigentlich zu alt, zu oft verletzt oder zu eigentümlich sind, die aber alle über Schlüsseltalente verfügen, die von anderen Vereinen bislang unterschätzt wurden.
Bei der Umsetzung ihres Konzepts stoßen sie allerdings auf erhebliche Widerstände. Medien und Fans zweifeln am Erfolg der neuen Strategie und Field Manager Art Howe weigert sich ebenfalls, das Vorhaben zu unterstützen. Noch ahnt nämlich niemand, dass Beanes Philosophie die Baseballwelt revolutionieren wird.

Soviel aus Wikikpedia.
Aber anders kann ich es auch nicht beschreiben. Es ist wie (fast) immer im Sport: Die Grossen kaufen den Kleinen die Spieler weg (aktuell Reus von Gladbach nach Dortmund). Und in diesem Film wird sehr anschaulich dargestellt, wie man doch erfolgreich sein kann. Denn immer nur Superstars kaufen führt (natürlich) auch zur Meisterschaft (s. Bayern München), aber auch die Kleinarbeit kann zum Erfolg führen (siehe Bremen, Stuttgart ).
Man sollte allerdings für diesen Film Grundkenntnisse vom Baseball besitzen, ansonsten hat man leichte Schwierigkeiten (Curved Ball/ Inning/ Pitcher).
Bard Pitt trägt diesen Film und bringt absolut seine Verzweiflung rüber, wenn wieder verkauft wird und er die alten Verkrustungen aufbrechen muss (veraltetes Scouting etc.). Sehr schön zu sehen, wie Manager gegeneinander ausgespielt werden, um dann am Schluss genau das zu bekommen, was man möchte.
Jonah Hill ist sehr gut in der Rolle des "Tabellen-Nerds", den keiner ernst nimmt und den man nur loswerden will.
Da dies eine wahre Geschichte ist, kann man vor den realen Billy Beane nur den Hut ziehen, der ein Angebot von den Boston Red Soxs über 12,5 Mio. Dollar ablehnt, für diese als Manager zu arbeiten. Dadurch wäre er der bestbezahlte Manager der US-Sportgeschichte geworden. er blieb bei den Oakland A´s und wartet immer noch "auf den Sieg im letzten Spiel" (will heissen: Sieger in der Mayor League Baseball World Series).
8,5 - 9 (incl. Brad Pitt Bonus) Songs, die da heissen "Daddy you´re a loser"

frauhansen
10.02.2012, 19:23
Also was zum schauen... bin da momentan am überlgen ob ich da nicht mit einem "na ja... ein sport film halt" raus gehe...

gibber
11.02.2012, 11:05
Die Baseballszenen machen höchstens 10-15 Minuten des Films aus.Und das bei einer Lauflänge von 133 Minuten!

John McClane
13.02.2012, 11:00
Sauber, hört sich gut an. :)

JensHG72
13.02.2012, 11:52
Ich habe den Film auch gesehen...

Ich muss sagen das der Film sehr gut ist.

Ich war die ganze Zeit gespannt und es hat schon mitgerissen. Pitt finde ich hat sogar überzeugt und ich meine das Jonah Hill und Pitt diesen Film tragen.

Hill durch seine unbeholfene Art und er spielt sehr überzeugend.

Danach musste ich Beane googlen und tatsächlich es trifft alles zu, nur gibt es keinen Bezug zu Hill´s Figur oder ich habs nicht gelesen.

Peter Brand wird so gar nicht erwähnt :(

9 von 10 Songs, die da heissen "Daddy you´re a loser" wobei der Song leider ja gar nicht zu der Zeit des Films passt.. oder hab ich mich verhört :D

Quentin
27.02.2012, 19:57
Review-Marathon Part 3: Den gab es bei uns in der OV-Sneak.

Ich bin allerdings weniger euphorisch. Der Film ist, so finde ich, recht langweilig. Natürlich ist die Idee interessant, natürlich spielt Brad Pitt die Rolle als cooles Managerarschloch, das mit allen Regeln bricht und sowieso auf die Meinungen aller anderer pfeift, gekonnt gut. Auch Jonah Hill macht sein Ding als Statistik- und Computerfreak sehr ordentlich. Und natürlich ist das, was man da sieht, business as usual in nahezu allen Sportarten: die kleinen "Underdogs", die von den "Großen" immer leergekauft werden.
Aber dennoch: wenn man keinen Bezug zum Baseball hat und irgendwelche Emotionen an die Oakland A's oder den Sport hängt, wird man schwer warm mit dem Film. Mit 133 Minuten ist der Film einfach zu lang geraten - und einige Dinge, die man so sieht, runzeln einem doch die Stirn. Zu allererst frägt man sich, warum budgetarme Randgruppenteams nicht längst solche Erkenntnisse praktiziert haben - schließlich kann mir nicht glaubhaft erzählt werden, dass man den Spielermarkt nach Preisen sortiert und dann den höchsten Posten einkauft, den man sich gerade noch leisten kann. Und ein Scouting zu 100% nur auf irgendwelche Statistiken halte ich auch für fragwürdig - aber eventuell im Baseball noch machbar, da die Mannschaft so gar nicht zusammenspielen muss und trotz Mannschaftsport nur von der Individualstärke des jeweiligen Spielers profitiert wird. Eine Portierbarkeit auf andere Mannschafts-Sportarten hingegen sehe ich in dieser Form nicht.
Was mich aber noch mehr überrascht hat: können Spieler da wirklich wie Vieh behandelt und verhandelt werden? Ich hatte mir mehr als nur einmal die Augen gerieben, wenn Spieler "X" reingerufen und mitgeteilt wurde "Wir haben Dich an Team Y verkauft, Du spielt ab nächster Woche am anderen Ende der USA - viel Spaß beim Umzug" - das täte mich ernsthaft interessieren, ob die so mit den Leuten umgehen können.

Es bleibt:
- ein interessantes Konzept, das etwas zu hinplätschernd und für unseren deutschen Markt dank Baseball etwas bezugslos vermittelt wird
- ein zu lang geratener Film
- ein guter Cast

6/10

Gruß,
Quentin

gibber
27.02.2012, 21:23
Was mich aber noch mehr überrascht hat: können Spieler da wirklich wie Vieh behandelt und verhandelt werden? Ich hatte mir mehr als nur einmal die Augen gerieben, wenn Spieler "X" reingerufen und mitgeteilt wurde "Wir haben Dich an Team Y verkauft, Du spielt ab nächster Woche am anderen Ende der USA - viel Spaß beim Umzug" - das täte mich ernsthaft interessieren, ob die so mit den Leuten umgehen können.
Ich habe mich früher viel für American Sports (NBA/NHL/MLB) interessiert und ich muss Dir sagen:" Genau so läufts." Beispiel: Wayne Gretzky (Nr.99/The Great One) Eishockeyspieler wechselte (auf eigenen Wunsch) von den Edmonton Oilers nach L.A. Die L.A. Kings waren eine Truppe ohne Bedeutung, durften aber an Edmonton 6 oder 7 (vielleicht warens auch "nur" 5, aber nicht weniger) Spieler plus eine nicht unerhebliche Millionensumme abdrücken. Die betreffenden Spieler durften von heute auf morgen ihre Sachen packen und ab gings nach Kanada. Da wurde keiner gefragt. Kleine Randnotiz: Durch die Klasse von Gretzky erreichten die L.A. Kings tatsächlich die Endspiele der NHL. So hat 1 Mann die ganze Mannschaft besser und wettbewerbsfähig gemacht.

Quentin
27.02.2012, 21:47
Heftig - danke für Dein Update. Da geht es wenigstens "etwas" humaner in Europa zu :(

Gruß,
Quentin

gibber
27.02.2012, 22:10
In Deutschland gibt´s auch ein nettes Beispiel. Zwar nicht so explizit wie in der NHL aber dennoch: Als die "München Barons" (ihres zeichens Deutscher Meister) dann pleite waren, wurde die Mannschaft kurzerhand nach Hamburg verkauft und fortan hiessen sie "Hamburg Freezers". Hier gehts nämlich um Lizenzen. Der Lizenzinhaber in München verkauft an einen solventen Abnehmer in Hamburg und fertig ist die Laube. Im Handball übrigens auch passiert: Dort war die Truppe von Bad Schwartau fertig mit allem und die Lizenz wurde schwuppdiwupp nach..........Hamburg(!!!) verkauft und fortan hiess es "HSV Hamburg". Und letztes Jahr auch Deutscher Meister im Handball. Geht doch!

Quentin
27.02.2012, 22:32
Ich kenne das Beispiel. Aber das Eishockeygeschäft ist auch ein anderes... da sind >10 Abgänge und Neu-Einkäufe normal jedes Saisonende. Und bei dem Umzug nach Hamburg (was übrigens auch recht einmalig in der Geschichte war - gut, kleine Umzüge auch wegen Infrastruktur in eine Arena 2 Städte weiter gab es schon vorher) waren da auch entsprechend nur noch ein Teil der Leute dabei - und vielleicht waren die ja freiwillig dabei?!

Aber ich glaube nicht, dass Du in Deutschland einen Spieler so "verkaufen" könntest, wie es da gezeigt wurde. Gut, dann hockst halt nur auf der Bank und/oder Dein Vertrag wird aufgelöst (nebst Abfindung). Aber dass Du Dich nicht wehren könntest, glaub ich irgendwie nicht...

Beim Verkauf von München (ich war beim Meisterschaftsfinale 2001 dabei - die waren 2002 beim Umzug nur ehemaliger Vizemeister und dieses Mal im Halbfinale in Köln gescheitert ;)) haben die den Laden offiziell dicht gemacht und in Hamburg einfach eine neue Mannschaft gegründet. Allen Mitarbeitern und Spielern wurde ein Angebot gemacht, mitzukommen...
http://www.eishockey.info/eishockey/WebApp?cmd=displayArtikelSeite&artikel=3118

Gruß,
Quentin

John McClane
28.02.2012, 17:40
Pfff, dann frag mal die beiden Vollhonks Magath und Hopp. Wenn du nicht verkauft wirst, so what? Spielste halt 5 Klassen tiefer oder sitzt auf der Tribüne. Und das mit Profivertrag.

Bei so ziemlich jedem Verein kannst du dich als Spieler noch irgendwie wehren, selbst bei den Bauern.
Aber bei VW Golfsburg oder Hoppenheim bist du am Arsch wenn du nicht spurst!!! Da habe ich schon Sachen gehört, das glaubst du gar nicht!!! Was meinst du, warum die beiden Mannschaften auswärts immer solche Horden von Fans mitbringen? :lol:

Quentin
28.02.2012, 19:48
Bei Hoffenheim, neben dem ich wohne, kann ich Dir es sagen: weil Traktoren keine Autobahn-Freigabe haben und die Fans somit nicht hinkommen :D

Gruß,
Quentin