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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Ersteindruck :: J. Edgar



Quentin
08.01.2012, 22:50
Servus. Neues Jahr, neues Glück: heute gab es "J. Edgar" in der OV-Sneak, ein Clint-Eastwood-Film mit Leonardo DiCaprio.

Ich denke, der Hauptdarsteller sagt schon alles: einmal mehr leistet er Sensationelles, um einen sehr komplexen Charakter mit erschreckender Einfachheit auf die Leinwand zu bringen. Ich finde, Leonardo ist mittlerweile zu einem echten Vollblut-Charakterdarsteller geworden, nicht erst seit seiner Rolle als Aviator.

Zur Story hab ich eigentlich wenig zu sagen - es geht um eine Art Biopic über J. Edgar Hoover und seinen Werdegang inkl. der Installation des FBI. Dabei gibt es so gut wie keinerlei Action, auch extrem wichtige Ereignisse an Nebenschauplätzen in seinem Berufsleben werden nur mit einem Satz erwähnt, so auch der Attentat Kennedys, der ihm mehr oder weniger nur ins Ohr geflüstert wird.

DiCaprio versteht sich wie eingangs schon erwähnt, einen extrem komplexen Charakter auszufüllen. Man erlebt mit Hoover einen Idealisten und Perfektionisten, der schon mit manischem Eifer und vollständiger Selbstaufgabe für den Beruf seine Kariere vorantreibt, auf der anderen Seite ein extrem verunsicherter kleiner Mann am Rockzipfel seiner Mutter ist. Sein ihm angedichtetes homosexuelles Verhältnis zu Tolson wird auf eine Gratwanderung zwischen tiefer Männerfreundschaft und doch etwas mehr gelegt.

Wer sich nicht wirklich für Historie interessiert oder für diese Zeit und im Speziellen Hoovers Aufbau des FBIs, der wird einen langen Abend haben: 137 Minuten purer Schauspielerei ohne Special Effects oder spannender Seitenhandlungen, nur ein Mann zwischen Genie und Wahnsinn. Die Story selbst wird in Zeitsprüngen erzählt: zum einen der alte Hoover nicht unweit seines Todes beim Aufarbeiten der alten Zeit mit seinem Memoiren, zum anderen der junge aufstrebende Hoover bei seiner Kariere.
Die sonstigen Rollen wurden auch nicht unprominent besetzt: Hoovers Mutter wird von keiner Geringeren als Judi Dench verkörpert, seine sehr eng verbundene Sekretärin von Naomi Watts. Auch hier muss sich schauspielerisch keiner verstecken. Dazu auch beigetragen hat die hervorragende Maske, die die uns bekannten Gesichter fast bis zur Perfektion ins hohe Alter transferiert hat. Der alte Tolson ist da fast noch am "Künstlichsten", allerdings ist der Opa Hoover wahrlich phantastisch gelungen.

Der Film wird gespickt von Zitaten über/um Demokratie und getragen von einem sehr gut gewählten Score, meist aus klassischer Musik bestehend.

Ich gebe dem Film 8/10 Punkte - man muss einen solchen Film mögen. Er ist wirklich sehenswert, aber vermutlich wird man ihn sich kein zweites Mal anschauen.

Gruß,
Quentin

flash77
18.01.2012, 16:51
Klingt auf jeden Fall genau nach dem, was ich von dem Film erwarte...
...wenn der Streifen in die Videothek kommt, werde ich auf jeden Fall zuschlagen!

Wie immer - danke für dein ausführliches Review ;)

gibber
07.02.2012, 20:47
Er ist wirklich sehenswert, aber vermutlich wird man ihn sich kein zweites Mal anschauen.

Genau so sehe ich das auch. Es war ein BioPic auf ein Fakten, Annahmen und Gerüchten. Leonardo di Caprio war wirklich sehenswert. Richtig schlecht war die Altersmaske von J. Edgars Lover. Für 2011/12 wirklich schlecht.
Ich gebe 7,5 von 10 späten Outings