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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Ersteindruck :: Eine offene Rechnung (The Debt)



Quentin
19.09.2011, 22:48
Heftiger Film - und langatmig. Da ich ja in die reguläre (deutschsprachige) Sneak nicht mehr gehe, hatte ich diesen letzte Woche verpasst. Da aber das Saalvoting eigentlich erstaunlich gut ausgefallen war, lachte mich heute die Vor(vorvor)premiere an. Gesagt, getan - rein in den Streifen.

Um was geht's?
Die Story wird recht sprunghaft über im Groben 2 Zeitebenen erzählt. Der Hauptteil spielt in den 60ern in einem Nachkriegs-Ostberlin. 3 Mossad-Agenten (Jessica Chastain - toll gespielt, Marton Csokas - recht ordentlich, Sam Worthington - wie gewohnt nur mit einem Gesichtsausdruck, setzen, sechs) sollen den NS-Kriegsverbrecher Vogel ("Der Chirurg von Birkenau" - machte zahlreiche Experimente an Menschen - gespielt von einem hervorragenden Jesper Christensen) aufspüren unter seiner neuen Identität und aus dem stark bewachten Berlin nach Israel entführen, um ihm dort den Prozess zu machen. Man findet den Mann auch und nimmt ihn erst einmal in Gewahrsam - allerdings stellt sich das "Rausbringen" dann als großes Problem dar - es geht einiges schief und durch die innere Belastung in der heruntergekommenen Wohnung steigt der Stress immer mehr, zumal diese Bestie von Mensch nicht müde wird, seine Peiniger psychisch zu bearbeiten.
Auf der 2. Zeitebene ist das Trio in den 90ern wieder vereint - die Dame (nun von Helen Mirren wie gewohnt souverän dargeboten) hat ein Buch über das damalige Unterfangen herausgebracht und ist damit relativ bekannt geworden.

Die Erzählweise ist recht geschickt. Beide Ebenen verweben sich gekonnt und erst relativ gegen Ende erschließt sich das gesamte Bild - und an dieser Stelle hat man auch das Charakterprofil der Hauptdarsteller verinnerlicht. Dennoch: der Film ist anstrengend und zieht sich. Es gibt einige sehr heftige Momente - und dennoch kann sich vermutlich kaum einer vorstellen, wie heftig die Anspannung der dargebotenen Charaktere tatsächlich ist. Allzuviel Action darf man hier nicht erwarten, das Ende ist auch mehr plötzlich als herbeierarbeitet. Schade - ich hätte es mir hier etwas "runder" gewünscht.

Schauspielerisch sind die beiden Hauptdarstellerinnen besonders hervorzuheben - sowohl Jessica Chastain als auch Helen Mirren haben wirklich eine hervorragende Leistung abgeliefert.

Der Film ist aber dennoch nicht als Unterhaltungsfilm zu empfehlen - er ist sehenswert, aber liegt etwas im Magen und lässt einen doch mit ein paar Fragen im Gesicht zurück.

Ich schwanke zwischen 6 und 7 Punkten, gebe daher mal 6,5/10 - definitiv nichts für leichte Unterhaltung zwischendurch. Und vermutlich nichts, was man ein 2. Mal sehen würde...

Gruß,
Quentin