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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Zensus 2011 - Stasi für Anfänger



Eckhaard
12.05.2011, 22:01
Wer hat diesen Vollidioten eigentlich ins Gehirn geschissen? Heute bekam ich meinen Hausbesitzerfragebogen, wohl im Rahmen dieser Volkszählung. Vor einigen Wochen bekam ich das schon für meine Firma. Da haben wir es weggeschmissen und einige Zeit später dann Drohbriefe bekommen. Wenn wir das nicht ausfüllen, dann kostet das so und so viel Bußgeld, bla bla ... Sowas geht mir auf den Sack. Falls einer der Statistikpenner dort meinen Onlinefragebogen liest wird er wohl merken, daß ich da nur Müll geschrieben habe, ich bin mal gespannt ob da noch was kommt. Wen interessiert es denn wieviel Scheißhäuser oder Duschen ich habe? Leute, wir zahlen für solchen Müll Steuern!

Hier kann man sich die Fragebögen ansehen: www.Zensus2011.de

Tyson
12.05.2011, 22:36
Wen interessiert es denn wieviel Scheißhäuser oder Duschen ich habe?


Alle Wohnungseigentümer werden zusätzlich schriftlich befragt - tatsächlich auch danach, ob sie eine Dusche und ein Klo haben. Warum?

Wagner: Um festzustellen, ob es Gegenden gibt, in denen die sanitäre Versorgung nicht so gut ist, wie wir uns das vorstellen. Außerdem muss man wissen, dass die Zensusfragen ja in ganz Europa gestellt werden. Und da gibt es Gegenden, wo die Wohnungsqualität schlecht ist und diese Fragen äußerst wichtig sind. Es geht eben nicht nur um den Länderfinanzausgleich, sondern um eine bessere statistische Grundlage für staatliche und private Planung insgesamt - in Deutschland und in Europa. Und es wird ja nicht irgendwo ein Schild drangeklebt: In dieser Wohnung ist keine Toilette! Es geht um Statistik und nicht um Spitzelei.

Ich bin der Zwangstext von mind. 3 Zeichen.

Neo36
14.05.2011, 11:35
Ich kann diese Hysterie gegen Volksbefragungen wirklich nicht verstehen.
Zum einen werden die Daten Anonym erfasst, zum anderen sollte jeden,
der auch nur Funken Ahnung von Wirtschaft und Soziales hat,
klar sein das solche Datenerhebungen notwendig sind um in einem
Riesenkonstrukt wie einem Staat Bedarf und Nöte für zukünftige Planungen
zu ermitteln.

Jeder der einen Betrieb führt weiß wie wichtig Zukunftsplanung für das
Überleben eine Betriebes ist.
Und wenn man sich anschaut wohin schlechte wirtschaftliche Planung
führen kann (siehe Griechenland), weiß auch wie wichtig es ist zu wissen
was auf einen zukommt ...
schließlich werden in der Staatenführung Entscheidungen getroffen die
über das Wohl und Weh von Millionen von Menschen entscheiden.
Da sollten schon halbwegs präzise Zahlen vorliegen.

Ob die Entscheidungsträger dann die richtigen Schlüsse aus den vorliegenden Daten
ziehen ist dann wieder was ganz anderes.

Und wenn man bedenkt wie viele Daten ich über einzelne schon aus den Weiten des
Internets zusammensuchen kann ... (Facebook, Google und Co.) stellt sich mir natürlich
die Frage:

Wieso regt sich da noch jemand auf, wenn mal jemand gezielt nachfragt ?

Und lieber Eckhaard: Eine rechtsstaatliche Einrichtung mit der Stasi zu vergleichen zeugt
von der Unkenntnis über die Beschaffenheit der Staatssicherheit.
Ein bißchen weniger Dramaturgie und etwas mehr Fachwissen wären wirklich nicht schlecht
um eine sachliche Diskussion zu führen.


(Bin ja gespannt wer in diesen Zusammenhang als erster die Nazi-Keule schwingt.) :D

frauhansen
14.05.2011, 13:49
Ich bin der festen Überzeugung das solche Erhebungen, wenn sie denn richtig angewand werden, sicher von massivem Nutzen sein können.
Ich bin aber gleichwohl der Überzeugung das die Polit-Kasper in DE auch mit den schönsten Daten, sie ihnen ja aus andern Gebieten vorliegen, auch keine besseren Entscheidungen treffen.

der Griechenland Vergleich ist dafür genau das beste beispiel, wenn auch nicht in dem sinne in dem Neo es gern hätte. Der Staat krankt nun sicher nicht an falschen statistischen Daten!

prenz
14.05.2011, 18:12
Ich kann diese Hysterie gegen Volksbefragungen wirklich nicht verstehen.
Ohne jetzt die sattsam bekannten Argumente wiederholen zu wollen: Es klemmt insbesondere an der Anonymisierung der erhoben Daten und der geplanten Zusammenführung mit bereits vorhandenen Datenbanken. Ich sehe zwar durchaus den Sinn hinter einem Zensus, aber dieser schießt imo weit über das Ziel hinaus. Wenn ich das mit dem - seinerzeit auch heftig umstrittenen - Zensus 87 vergleiche, war das ja fast ein Kindergeburtstag; nur hatte dieser den entscheidenen Vorteil, das der BGH aus dieser Auseinandersetzung das Recht zur informationellen Selbstbestimmung entwickelt hat. Schade, daß das heute immer mehr in Vergessenheit gerät - aber angesichts des Facebook/Google/sonstwas-Daten-Striptease frage ich mich ja manchmal sowieso, warum ich überhaupt noch für Datenschutz und Datensparsamkeit argumentiere...

Neo36
15.05.2011, 14:57
Ich bin der festen Überzeugung das solche Erhebungen, wenn sie denn richtig angewand werden, sicher von massivem Nutzen sein können.
Ich bin aber gleichwohl der Überzeugung das die Polit-Kasper in DE auch mit den schönsten Daten, sie ihnen ja aus andern Gebieten vorliegen, auch keine besseren Entscheidungen treffen.

der Griechenland Vergleich ist dafür genau das beste beispiel, wenn auch nicht in dem sinne in dem Neo es gern hätte. Der Staat krankt nun sicher nicht an falschen statistischen Daten!

Mein Vergleich auf Griechenland bezog sich auch explizit auf schlechte wirtschaftliche Planung.
Inwieweit der staatlichen Führung Griechenlands die statistischen Daten vorlagen vermag ich nicht zu sagen.

31337
16.05.2011, 09:21
also ich gebe bereitwillig Auskunft über unsere Klos. Gerne auch Fotos. Man kann da ja ein deutsches www.ratemypoo.com draus machen^^

Tyson
24.08.2011, 07:59
Die nach dem Zensusgesetz 2011 vorgesehene Gebäude- und Wohnungszählung ist verfassungsgemäß. Dies ergibt sich aus einem Beschluss des Verwaltungsgerichts Berlin.

Die Antragstellerin ist eine privatrechtliche Wohnungsbaugenossenschaft, die für sich als "Mietergenossenschaft in und über den Prenzlauer Berg hinaus" wirbt, etwa 600 Mitglieder und einen Bestand von 650 Wohnungen und Gewerbeeinheiten hat. Das Amt für Statistik Berlin-Brandenburg übersandte ihr das "an alle Auskunftspflichtigen der Gebäude- und Wohnungszählung im Rahmen des Zensus 2011" adressierte Formularschreiben nebst Fragebögen zu 113 Wohnungen.


Die 6. Kammer des Verwaltungsgerichts wies den hiergegen gerichteten Eilantrag ab. Gegen das sogenannte Erstankündigungsschreiben sei ein Antrag auf Gewährung vorläufigen Rechtsschutzes schon nicht statthaft, weil zunächst ein förmlicher Bescheid des Amtes für Statistik abgewartet werden müsse. Zum anderen sei die Gebäude- und Wohnungszählung verfassungsgemäß. Zwar werde mit der Erhebung von Auskünften in das Grundrecht auf informationelle Selbstbestimmung eingegriffen. Eine solche Erhebung sei aber zulässig. Sie beruhe auf einem förmlichen Gesetz, das deren Zweck klar umgrenze und sowohl die erhebungsberechtigte Stelle als auch den Kreis der Auskunftspflichtigen festlege. Sie diene legitimen Zwecken des gemeinen Wohls, weil die Ergebnisse der Gebäude- und Wohnungszählung u.a. zur Erfüllung einer EU-Berichtspflicht sowie für volkswirtschaftliche Zwecke benötigt würden. Sie sei auch nicht unverhältnismäßig. Selbst wenn mit der Erhebung sensible Angaben verlangt werden sollten, dienten diese allein statistischen Zwecken, würden also nur losgelöst von den Personal- bzw. Unternehmensdaten in anonymisierter Form verarbeitet. Die von der Antragstellerin geäußerte Sorge, Daten könnten zweckentfremdet oder missbraucht werden, sei diffus und unbegründet. Das Zensusgesetz und das Bundesstatistikgesetz stellten schließlich durch organisatorische und verfahrensrechtliche Regelungen hinlänglich sicher, dass die Angaben nicht auch zu anderen Zwecken ge- oder missbraucht würden, insbesondere sei nicht erkennbar, dass die Aufbewahrungsfrist von maximal vier Jahren unverhältnismäßig lang sei.


Beschluss des VG Berlin vom 22.08.2011

Az.: 6 L 1/11

Quelle: Pressemitteilung Nr. 37/2011 des VG Berlin vom 23.08.2011


Il y a des juges à Berlin ;)

frauhansen
24.08.2011, 08:58
So einen Aufstand.... und 20min später posten sie alles mögliche bei facebook.

Ich verstehe die leute nicht die sich da jett aufregen...

JensHG72
24.08.2011, 09:24
Also Statistiken sind immer nur dann gut wenn sie Ordentlich gefaked wurden.

Wir haben diesen Fragebogen inkl. der darauffolgenden Drohung eines Busgeldes auch bekommen. Mitterweile sogar schon das zweite mal. Es wurde sowohl der Brief als auch die im Internet mögliche Version gewählt.

Was ich aber nicht glaube ist: Das der Staat überhaupt konsequenzen aus dieser Statistik zieht.


Die Politische Ebene hat sich in meinem Wissen noch nie um irgendeine Statistik gekümmert. Die Politischen Entscheidungen sind Grundsätzlich immer darauf ausgewählt worden um in der nächsten Wahl nicht all zu schlecht abzuschneiden. Das mag wohl daran liegen das gekaufte Doktoren-Titel nicht das Fachwissen wiederspiegeln.

Leider kostet uns dieser Spass der Politiker nur Geld und bringt keinen Nutzen für die Zukunft. Vielleicht sollte man wirklich die Fachpolitik auf Facebook auslagern. Zumindest kann man da eigene Fragen stellen und auf Reaktionen der Zuschauer in fast "Echtzeit" zugreifen. Vielleicht merkt Schwarz/Rot/GRün/Gelb und sonswer Rosa das die Politik seit Jahren am Volk vorbeigeht.

Wir sind im Haushalt 3 Personen momentan und haben zwei Klo`s sicherlich wird man uns in der Statistik als "Wohlhabend" Kennzeichnen.. nur die hätten auch mal fragen können ob man sich 3 Lagen Klo-Papier leisten kann oder nur 1ne oder am Monatsende keine.

Eckhaard
24.08.2011, 09:45
Ich verstehe die leute nicht die sich da jett aufregen...Ich habe grundsätzlich ein Problem damit wenn jemand zu mir sagt: "Du mußt, bist verpflichtet ..." Ich muß scheißen, saufen ... ja, sonst muß ich nichts. Aber ansonsten hatte ich das schon 14 Jahre in meinem Leben. Und wie groß oder klein mein Haus ist und wieviele Scheißhäuser oder Duschen ich habe ist einzig und allein meine Sache, das geht niemanden was an. Und wieso soll das für Deutschland wichtig sein? Vielleicht für eine Zweitscheißhaussteuer, für mehr aber auch nicht.

frauhansen
24.08.2011, 09:47
das wiederum kann ich nachvollziehen. Auf freiwilliger Basis wird eine solche datenerfassung aber leider nicht mehr repräsentativ sein.
Was den sinnvollen oder gar nutzbringen Umgang mit den daten betrifft, ich denke da sind wir uns einig das die Möglichkeiten wohl aller Voraussicht nach nicht genutzt werden.

Eckhaard
24.08.2011, 09:53
Das scheitert schon daran, daß die Fragen völliger Müll sind. Für wen ist es denn interessant wieviel Scheißhäuser oder Duschen ich habe? Vielleicht wäre mal die Frage nach DSL, Bildungseinrichtungen sowie der Transfer mit öffentlichen Verkehrsmittel dorthin usw. interessant gewesen.

Eckhaard
24.08.2011, 09:55
Auf freiwilliger Basis wird eine solche datenerfassung aber leider nicht mehr repräsentativ sein.Nachdem was ich in den Fragebogen eingetragen habe wäre es besser gewesen ich hätte nichts angegeben.

Tyson
24.08.2011, 15:47
Ich habe grundsätzlich ein Problem damit wenn jemand zu mir sagt: "Du mußt, bist verpflichtet ..."

Yay, Anarchie!


wieviele Scheißhäuser oder Duschen ich habe ist einzig und allein meine Sache, das geht niemanden was an. Und wieso soll das für Deutschland wichtig sein?
Siehe Post 2 in diesem Thread (zu genau diesem Beispiel) oder auch die zitierte PM des VG Berlin - es sind EU-weite Berichtspflichten, die einfach nur nach unten an die Bürger weitergegeben werden (müssen), selbst wenn es in D kein Schwein interessiert.

Eckhaard
24.08.2011, 15:54
Yay, Anarchie!Bei oberflächlicher Betrachtung kann man das so schreiben, ja.



Siehe Post 2 in diesem Thread (zu genau diesem Beispiel) oder auch die zitierte PM des VG Berlin - es sind EU-weite Berichtspflichten, die einfach nur nach unten an die Bürger weitergegeben werden (müssen), selbst wenn es in D kein Schwein interessiert.Ja und? Weil diese Frage in der ganzen EU gestellt wird ist sie gut oder wie? Nochmal: selbst wenn ich hinschreibe, daß ich in die Ecke scheiße - was bringt das? -> Null, nichts. Oder steht dann Baroso nächste Woche mit ner Schüssel und nem Waschlappen vor der Tür? Die Aktion ist sinnlos und kostet damit unnötig Geld. Kann man sich schön reden wie man will. :)

Tyson
24.08.2011, 20:28
Weil diese Frage in der ganzen EU gestellt wird ist sie gut oder wie?
Keineswegs. Man hätte natürlich auch daran denken können, einige Fragen nur dort zu stellen, wo die Antwort auch interessiert (was man wegen des zusätzlichen Aufwandes aber natürlich nicht macht). Aber das zeigt deutlich, dass dein Einwand "Und wieso soll das für Deutschland wichtig sein?" Quatsch ist.

PS: Was wäre denn das Ergebnis der nicht-oberflächlichen Betrachtung?